Erste Allergie mit 6 Jahren?

Kann mein Hund mit 6 Jahren noch eine Allergie bekommen?

Antwort von Dr. Christine Löwenstein

Christine Löwenstein mit Hund und KatzeWissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, daß ungefähr 70% aller Tiere, die Atopiker sind (allergisch auf Umweltallergene reagieren) die ersten klinischen Symptome zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 3. Lebensjahr zeigen.

Dass Ihr Hund mit 6 Jahren zum ersten Mal allergische Symptome aufgrund einer Atopie zeigt, ist möglich, aber unwahrscheinlich. Ausnahmen hiervon sind Tiere, die nach einem Umzug zum ersten Mal mit speziellen Allergen in Kontakt kommen. Futtermittelallergien und Flohbissallergien können allerdings zum ersten Mal auch bei Tieren auftreten, die älter als 3 Jahre alt sind.

Katze leckt sich ständig

Meine Katze leckt sich standig am Bauch und an den Hinterläufen, deshalb sieht die Haut sehr rot und entzündet aus und die Haare sind ausgegangen.

Der Tierarzt hat keine Parasiten festgestellt, wußte aber keinen Rat für mich.

Die Katze ist sehr ängstlich und sensibel. Was kann man tun?

Antwort von Dr. Christine Löwenstein

Christine Löwenstein mit Hund und KatzeJuckreiz ist das Hauptsymptom für den Befall mit Parasiten, aber auch für allergische Erkrankungen. Allergische Reaktionen auf Bestandteile von Futtermitteln (Futtermittelallergie) oder auf Allergene, die sich in der Luft befinden (Atopie), können die Ursache für das ständige Lecken sein. Eine häufige Ursache ist auch die Flohallergie, die auch noch für Juckreiz verantwortlich sein kann, wenn die Flöhe schon weg sind. In vielen Fällen hilft hier eine umfangreiche Bekämpfung der Flöhe auf dem Tier und in der Umgebung.

Übrigens: Nervöse und ängstliche Tiere reagieren viel schneller mit Juckreiz als andere Tiere.

Noch einige Tipps vor dem Besuch: lassen Sie Ihre Katze nicht nach draußen, sie ist bestimmt nicht da, wenn Sie losfahren wollen. Transportieren Sie sie in einem Transportkorb, nie frei im Auto oder auf dem Arm. Legen Sie den Transportkorb mit einem Handtuch aus, damit sie es schön kuschelig hat. Nehmen Sie ein Ersatzhandtuch mit, falls es mal „in die Hose geht“. Wir gehen mit Katzen besonders ruhig und behutsam um und vermeiden Lärm und Hektik, weil wir wissen, wie Katzen empfinden.

Atopische Dermatitis

Auch genannt: Atopie, Pollenallergie, Allergie

Abb. 1: Hund mit Juckreiz

Abb. 1: Hund mit Juckreiz

Was ist Atopie?

Die Atopie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion aufgrund einer erblichen Veranlagung. Harmlose Umweltsubstanzen wie z.B. Pollen, Schimmel oder Hausstaub führen bei entsprechender Disposition zu einer überschießenden und unangemessenen Antikörperbildung, die eine massive Entzündungsreaktion der Haut nach sich zieht. Atopie ist eine der häufigsten Ursache von chronischem Juckreiz bei Hunden und einer der häufigsten Vorstellungsgründe in der dermatologischen Praxis.

Welches sind die Symptome einer Atopie?

Das wichtigste Symptom einer Atopie ist Juckreiz (Abb. 1). Hierbei sind besonders Gesicht, Zwischenzehenbereich, untere Gliedmaßen, Leisten und Innenseiten der Ohrmuscheln betroffen (Abb. 2-5). Die Haut zeigt Rötung, vermehrte Wärme, Schuppenbildung, Verdickung und in chronischen Fällen Schwarzverfärbung. Durch permanentes Kratzen, Reiben oder Knabbern brechen die Haare ab oder fallen aus. Oft sind wiederkehrende Ohrerkrankungen und Pfotenentzündungen erstes und alleiniges Zeichen einer allergischen Erkrankung. Bei ca. 70% der Hunde tritt die Atopie zum ersten Mal im Alter von 1-3 Jahren in Erscheinung.

Abb. 2: Juckreiz im Gesicht

Abb. 2: Juckreiz im Gesicht

Was haben Hautinfektionen mit einer Atopie zu tun?

Allergische Hunde empfinden einen starken Juckreiz; diesen versuchen sie durch Kratzen, Reiben oder Knabbern zu lindern. Hierdurch wird die Haut verletzt und es können auch auf normaler Haut vorhandene Bakterien oder Hefepilze in die Haut eindringen und Entzündungsreaktionen hervorrufen, die wiederum den Juckreiz verstärken. Dadurch kratzen die Hunde vermehrt, verstärken die Hautinfektion .….. ein Teufelskreis, der durch konsequente Behandlung mit Antibiotika oder Antipilzmitteln unterbrochen werden muss.

Wie wird eine Atopie diagnostiziert?

Die Diagnose basiert auf der Krankengeschichte, der klinischen Untersuchung und auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen, die ein

Abb. 3: Hefepilzinfektion an den Pfoten

Abb. 3: Hefepilzinfektion an den Pfoten

ähnliches Erscheinungsbild haben. Dies können z.B. Ektoparasiten oder Futtermittelallergien sein.

Die Diagnose einer Atopie wird also in erster Linie aufgrund der typischen Symptome und durch Ausschluss anderer Erkrankungen gestellt. Einen Allergietest braucht man dazu nicht. Dieser kommt erst dann zum Einsatz, wenn man die auslösenden Allergene identifizieren will, um die Allergenbelastung gezielt zu reduzieren oder eine Hyposensibilisierung durchzuführen. Viele Veterinärdermatologen bevorzugen den Hautallergietest, der ähnlich wie der Pricktest in der Humanmedizin durchgeführt wird. Hierbei werden die Allergene in die Haut des Hundes an der seitlichen Brustwand injiziert und das Ergebnis ist nach 10 bis 30 Minuten sichtbar.

Wie wird Atopie behandelt?

Die Atopie ist eine chronische Erkrankung, die zwar behandelbar, aber nicht heilbar ist. Bei der Behandlung von Atopie unterscheidet man die ursächliche und die symptomatische Therapie. Die ursächliche Therapie versucht die Allergenbelastung zu reduzieren und die Überempfindlichkeitsreaktion gegen Allergene zu verringern. Die Behandlung der Symptome richtet sich gegen Juckreiz und Sekundärinfektionen mit Bakterien oder/und Hefepilzen.

Abb. 4: Veränderungen durch chronische Lecken

Abb. 4: Veränderungen durch chronische Lecken

Ursächliche Therapie:

Idealerweise würde man die auslösenden Allergene vollständig vermeiden. Dies ist jedoch nicht möglich, da z.B. Pollen mit der Luft kilometerweit verteilt werden können und es unmöglich ist, eine hausstaubfreie Umgebung zu schaffen. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, die Allergenbelastung durch entsprechende Maßnahmen zu vermindern.Die Immuntherapie oder auch Hyposensibilisierung ist das Mittel der Wahl zur Behandlung der atopischen Dermatitis. Das Prinzip beruht darauf, dem Tier die Allergene, auf die es allergisch reagiert inform von Injektionen immer wieder zu verabreichen und so die Reaktionslage von überempfindlich auf tolerant zu verändern. Die Erfolgsquote liegt zwischen 50-80% der behandelten Tiere. Der Erfolg der Therapie kann sich nach 2-3 Monaten einstellen, bei einigen Tieren dauert es bis zu 9 Monaten. Ist die Immuntherapie erfolgreich, sollte sie lebenslang weitergeführt werden. Die Injektionen werden meistens durch den Besitzer durchgeführt. Da es einige Zeit dauern kann, bis die Hyposensibilisierung ihre volle Wirkung entfaltet, wird die Immuntherapie nach Bedarf durch eine symptomatische Therapie ergänzt.

Abb. 5: Ohrenentzündung durch Atopie

Abb. 5: Ohrenentzündung durch Atopie

Symptomatische Therapie:

Die symptomatische Therapie bekämpft den Juckreiz und Sekundärinfektionen. Zur Juckreizbekämpfung werden Antihistaminika, essentielle Fettsäuren, spezielle Shampoos und Cyclosporin eingesetzt. Durch die Kombination mehrerer Medikamente kann man eine Potenzierung der Wirkung erreichen und in vielen Fällen cortisonhaltige Wirkstoffe vermeiden. Cortisonhaltige Medikamente sollten nur dann eingesetzt werden, wenn sich alle anderen Medikamente als wirkungslos erwiesen haben. Durch atopische Dermatitis werden die befallenen Tiere empfindlicher gegen Infektionen mit Bakterien (meist Staphylokokken) oder Hefepilze (meist Malassezia-Hefen). Durch eine zytologische Untersuchung (Hautabstrich) können Sekundärinfektionen sofort nachgewiesen werden und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.