Juckreiz trotz Lotion und Baden

Mein West Highland Hund hat regelmäßig auf dem Rücken eine rote Färbung die ihn auch juckt. Trotz Lotion vom Tierarzt und Baden kommt die Rötung immmer wieder.

Antwort von Dr. Christine Löwenstein

Christine Löwenstein mit Hund und KatzeRötung ist oft ein Zeichen für eine Entzündung aufgrund einer bakteriellen Infektion, auch Pyodermie genannt. In den meisten Fällen ist eine Pyodermie eine Folgeerkrankung oder Sekundärerkrankung. Behandelt wird eine Pyodermie mit speziellen antibakteriellen Shampoos oder/und Antibiotika in Tablettenform. Neben der Behandlung der Sekundärinfektion sollte man sich jedoch gleichzeitig auf die Suche nach den Ursachen, der Grund- oder Primärerkrankung machen, denn nur wenn man diese erkennt und unter Kontrolle bringt, kann die Rötung und der Juckreiz auf Dauer erfolgreich behandelt werden. Mögliche Ursachen sind vielfältig, wie z.B. Allergien oder auch hormonelle Erkrankungen.

Nur gezielte Diagnostik der Enzündung und der Ursache kann Ihrem Tier auf Dauer helfen.

Haarlose Stellen werden dunkel

Sehr geehrte Frau Dr. Löwenstein,

meine 7 Monate alte Boxerhündin hat an verschiedenen Körperstellen haarlose (teilweise entzündete) Stellen. Die Haut an dieser Stellen verändert sich indem sie dunkelgrau/schwarz wird.

Die Untersuchen von Hautstücken ergab folgende Beurteilung: geringgradige oberfl. Dermatitis, herdförmig granulomatöse Dermatitis, Pilze und Parasiten negativ, kein Anhalt für hormonelle Imbalanz. Kritischer Bericht: Das histologische Bild wäre insgesamt am ehesten mit einer chronisch rezidivierten Erkrankung infolge einer Allergie/Atopie oder Ektoparasitose vereinbar. In einer Lokalisation besteht eine granulomatöse Entzüdung wie man sie typischerweise bei einer Demodikose evtl. auch einer Dermatophytose findet. Diese Erreger sind allerdings hier nicht nachweisbar.

Mein Tierarzt scheint mir etwas ratlos zu sein. Wie würden Sie weiter verfahren?

Antwort von Dr. Christine Löwenstein

Christine Löwenstein mit Hund und KatzeNur selten führt in der Dermatologie eine einzige Untersuchung zur endgültigen Diagnose. Bei Ihrer Hündin wurde eine Hautprobe genommen, eine ganz wertvolle Untersuchungsmethode. Durch diese Hautprobe wird die Anzahl der möglichen Diagnosen auf eine geringe Anzahl eingeschränkt. Die Erkrankungen, die ein ähnliches histologisches Bild haben, wie in Ihrem Fall z.B. die Demodikose, die Dermatophytose und die Pyodermie müssen dann systematisch durch entsprechende weitergehende Untersuchungen ausgeschlossen werden.

Ich würde also die Untersuchung nicht nach dem ersten Schritt für beendet erklären, sondern tatsächlich zu Ende führen, bis wir wissen was Ihrer Boxerhündin fehlt. Dann kann die richtige Behandlung eingeleitet werden.

Pyodermie

Auch genannt: bakterielle Hautinfektion, sekundäre Hautinfektion, Hautentzündung

Was ist Pyodermie?

Abb. 1: Haarausfall, Krusten, Schwarzverfärbung

Abb. 1: Haarausfall, Krusten, Schwarzverfärbung

Mit Pyodermie bezeichnet man Hautinfektionen, die durch Bakterien verursacht werden. Verschiedene Bakterien können solche Infektionen hervorrufen, beim Hund ist es in den meisten Fällen Staphylococcus pseudointermedius.
Die Haut verfügt über eine Reihe von Abwehrmechanismen, die Hautinfektionen verhindern sollen. Hierzu gehören u.a. die permanente Neubildung von Hautzellen, das Abschilfern alter Hautzellen und Abwehrfaktoren in Hautfetten und Schweiß. Auch Bakterien, Hefen und Parasiten (Demodex-Milben) gehören zur normalen Mikroflora der Haut. Zwischen Mikroflora und Haut besteht ein Gleichgewicht: die Mikroflora ernährt sich von Hautprodukten und schützt gleichzeitig vor der Besiedlung mit krankmachenden Keimen, ein Zusammenleben zu beiderseitigem Nutzen.

Abb. 2: chronische Pyodermie im Schenkelinnenbereich

Abb. 2: chronische Pyodermie im Schenkelinnenbereich

Dieses Gleichgewicht kann jedoch durch viele Faktoren gestört werden (prädisponierende Faktoren). Einige Beispiele sind:

Anatomische Faktoren

  • Hautfalten
  • Dünne Hornschichten
  • Erhöhter Feuchtigkeitsverlust

Physikalische Faktoren

  • Erhöhte Temperatur
  • Erhöhte Luftfeuchtigkeit

Parasitäre Erkrankungen

Allergische Erkrankungen

Pilzerkrankungen

Hormonelle Erkrankungen

Verletzungen

 

Abb. 3: Papeln im Bauchbereich

Abb. 3: Papeln im Bauchbereich

Wie sieht eine Pyodermie aus?

Rötung der Haut, Papeln (kleine, runde, gerötete Erhebungen in der Haut), Pusteln ( eitergefüllte Pickel), Schuppen, Krusten, Schwarzverfärbung der Haut und Juckreiz sind typische Symptome von Pyodermie (Abb. 1-3). Sie kann prinzipiell jede Körperregion befallen, besonders häufig findet man sie jedoch in wenig behaarten Hautbezirken, also in den Achseln und im Schenkelinnenbereich.

Wann tritt Pyodermie auf?

Auch gesunde Haut ist von Bakterien, Hefen und Parasiten (Demodex-Milben) besiedelt. Ein gut funktionierendes Abwehrsystem hält diese Erreger unter Kontrolle. Schwächt jedoch eine andere Erkrankung die Immunmechanismen der Haut, so kommt es zur Vermehrung dieser Erreger und zu einer Hautinfektion. Pyodermien werden also nicht durch Ansteckung von anderen Tieren erworben, sondern sind Folge- oder auch Sekundärerkrankungen.

Der Erreger, der am häufigsten Hautinfektionen hervorruft, heißt Staphylococcus pseudointermedius. Auch Menschen können Hautinfektionen durch Staphylokokken haben, hierbei sind aber andere Arten von Staphylokokken beteiligt. Ein Hund kann also sein gesundes Herrchen nicht anstecken. Bei manchen Tieren tritt solch eine Pyodermie einmalig auf, reagiert gut auf eine entsprechende Behandlung und kommt nie wieder. Bei den meisten Tieren sorgt jedoch eine immunsupprimierende Erkrankung für ein ständiges Wiederkehren von Hautinfektionen. In diesen Fällen kann die Pyodermie nur dann auf Dauer beherrscht werden, wenn die Ursachen erkannt und erfolgreich behandelt werden.

Abb. 4: Bakterien und Entzündungszellen im zytologischen Präparat

Abb. 4: Bakterien und Entzündungszellen im zytologischen Präparat

Wie wird Pyodermie diagnostiziert?

Die Pyodermie wird in erster Linie durch die typischen klinischen und zytologischen Befunde diagnostiziert. Die zytologische Untersuchung ist aus der Diagnose und Therapiekontrolle dermatologischer Untersuchungen nicht mehr wegzudenken. Sie ist schnell durchgeführt und beantwortet innerhalb von 15 Minuten die Frage, ob eine Pyodermie vorliegt oder nicht (Abb. 4). Nur durch sie kann der Behandlungserfolg effektiv kontrolliert werden.

Wie wird Pyodermie behandelt?

Je nach Ausdehnung und Tiefe der Pyodermie werden entweder nur lokale, antibiotisch wirksame Shampoos oder Shampoos in Verbindung mit Antibiotikatabletten eingesetzt.
Für die Shampootherapie steht uns eine ganze Anzahl von sehr gut antibakteriell wirksamen Produkten zur Verfügung. Wichtig ist bei der Anwendung dieser Präparate die Einwirkzeit von mindestens 10 Minuten, denn nur dann können die Inhaltsstoffe ihre volle Wirkung entfalten und die krankmachenden Bakterien abtöten. Auch das gründliche Abspülen ist wichtig, denn es entfernt Shampooreste und Bakterien und versorgt die Haut mit Feuchtigkeit.

In den meisten Fällen reagieren die Hautinfektionen sehr gut auf die Behandlung mit Antibiotika. Ganz wichtig ist es, nicht zu früh mit der Therapie aufzuhören, sondern mindestens 1 Woche über die klinische Heilung hinaus zu behandeln. Wir vereinbaren einen Kontrolltermin, um die weitere Behandlungsdauer ganz individuell auf den jeweiligen Patienten abstimmen zu können.

Neben der Behandlung der Sekundärinfektion muss natürlich gleichzeitig mit der Abklärung der auslösenden Grunderkrankung begonnen werden. Welche Grunderkrankung vorliegt und welche Untersuchungen eingeleitet werden müssen, ergibt sich aus der Krankengeschichte (Vorbericht) und dem klinischen Bild.